Nicht länger die Augen vor ME/CFS verschließen

Politik, Medizin und Gesellschaft können nur dann zu einem besseren Verständnis dieser verheerenden Krankheit gelangen, wenn wir langfristig in den Ausbau der biomedizinischen ME/CFS-Forschung investieren.

Offener Brief der FDP-Fraktion: Bund und Länder müssen Erforschung der schweren Krankheit vorantreiben

In Deutschland leiden etwa 250.000 Menschen, darunter 40.000 Kinder und Jugendliche, unter ME/CFS. Dennoch verschließt die Gesundheitspolitik bisher weitgehend die Augen vor dieser Erkrankung. In einem offenen Brief hat die FDP-Fraktion im Thüringer Landtag jetzt den Bundesgesundheitsminister sowie die Bundesforschungsministerin zu einem entschlossenen Handeln aufgefordert.

Dazu erklärt Robert-Martin Montag, gesundheitspolitischer Sprecher der Freien Demokraten:

„Politik, Medizin und Gesellschaft können nur dann zu einem besseren Verständnis dieser verheerenden Krankheit gelangen, wenn wir langfristig in den Ausbau der biomedizinischen ME/CFS-Forschung investieren. Wir fordern Frau Karliczek und Herrn Spahn auf, gemeinsam mit den für Bildung und Forschung zuständigen Ministern der Länder einen strukturierten Lösungsansatz zu entwerfen, der den Bereich der Grundlagenforschung und konkrete Versorgungsfragen miteinander verbindet. Es gilt, die universitären Forschungsstandorte zu stärken. Wir müssen dringend die Erfahrungen aus der klinischen Praxis und die erzielten Forschungsergebnisse auf einer Austauschplattform sammeln, um sie der Wissenschaft und Praxis zur Verfügung stellen.“

Was ist ME/CFS überhaupt?
ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue Syndrom) ist eine schwere neuroimmunologische Erkrankung, die zumeist als Folge eines Infekts auftritt und alle Systeme des Körpers betreffen kann. Zu den weiteren Symptomen gehören Muskel-, Gelenk- und/oder Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Kreislaufprobleme, eine schwere Fatigue, Schlafstörungen und ein starkes Grippegefühl. In den meisten Fällen verläuft die Krankheit chronisch und führt zu einem hohen Grad körperlicher Behinderung und kognitiver Beeinträchtigung. ME/CFS kommt häufiger als Multiple Sklerose und mehr als doppelt so häufig wie HIV vor und ist somit keine seltene Erkrankung. Gleichwohl gibt es weder eine ME/CFS-spezifische Leitlinie noch zugelassene Medikamente oder Therapien.